Samstag, 26 Oktober 2024 10:21

Erdbebenübung „Magnitude“ - Katastrophenschutz in Mannheim und Schwarzach

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Katastrophenschutz Katastrophenschutz pixabay / Foto illustrativ

Am Freitag fand in Mannheim und Schwarzach eine umfangreiche Erdbebenübung unter dem Titel „Magnitude“ statt, an der zahlreiche Einsatzkräfte und Beobachter beteiligt waren. Die Übung, organisiert vom europäischen Katastrophenschutz, zielte darauf ab, die Reaktionsfähigkeit der Rettungsdienste auf Naturkatastrophen zu testen. Die simulierten Szenarien beinhalteten Evakuierungen, Rettungsmaßnahmen und den Umgang mit gefährlichen Stoffen.

Inhaltsverzeichnis:

● Evakuierung in der Johannes-Diakonie in Schwarzach

● Fiktiver Schiffsunfall im Mannheimer Hafen

● Internationale Zusammenarbeit

● Realistische Darstellung durch 200 Statisten

Evakuierung in der Johannes-Diakonie in Schwarzach

Am Standort Schwarzach, in der Johannes-Diakonie, kam es zu einer umfangreichen Evakuierungsübung. Nach einem simulierten Erdbeben am Oberrhein wurden Gebäude als einsturzgefährdet eingestuft. Ein Wohnhaus der Johannes-Diakonie, in dem 34 Bewohner lebten, wurde evakuiert. Die Evakuierung wurde über mehrere Stockwerke und über Feuertreppen durchgeführt, was eine besondere Herausforderung darstellte, da viele Bewohner im Rollstuhl saßen oder auf speziellen Rettungsmatratzen transportiert werden mussten. Im Einsatz waren das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und das Technische Hilfswerk (THW), die eng mit Beobachtern zusammenarbeiteten. Der Innenminister von Baden-Württemberg, Thomas Strobl, sowie der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarčič, informierten sich persönlich über die Abläufe und den Fortschritt der Übung.

Fiktiver Schiffsunfall im Mannheimer Hafen

Im Mannheimer Hafen diente ein weiteres Szenario dazu, die Einsatzbereitschaft der Katastrophenschutzeinheiten zu testen. Ein fingiertes Erdbeben und Nachbeben führten zu einem schweren Unfall im Mühlauhafen. Dabei wurde angenommen, dass ein Güterschiff leckgeschlagen war und gefährliche Gase sowie Flüssigkeiten austraten. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Dekontaminationseinheit aus Karlsruhe waren an der Übung beteiligt und führten Rettungs- und Dekontaminationsmaßnahmen durch. Rund um das lange rote Übungsschiff waren etwa 200 Helfer im Einsatz, um die Verletzten und Verätzten von Bord zu bringen und sie in einem Patientenzelt ärztlich zu versorgen. Die Feuerwehr sicherte das Schiff währenddessen mit einem ständigen Wasserstrahl, um das Austreten gefährlicher Substanzen zu minimieren.

Internationale Zusammenarbeit

Die Übung „Magnitude“ bot auch Einheiten aus anderen europäischen Ländern die Möglichkeit zur Teilnahme und Zusammenarbeit. Spezialeinheiten aus Österreich und Griechenland unterstützten die deutschen Teams bei der Bewältigung der Übungsszenarien. Dabei kam die Analytische Task Force, eine Spezialeinheit zur Erkennung und Bekämpfung biologischer, chemischer oder radiologischer Gefahren, zum Einsatz. Diese internationale Kooperation ermöglichte einen wertvollen Erfahrungsaustausch und zeigte die Notwendigkeit abgestimmter Maßnahmen im Ernstfall. Die Übungsleitung betonte die Wichtigkeit des Zusammenspiels zwischen den internationalen Rettungsteams und die Relevanz dieser Übung für künftige Katastrophenszenarien.

Realistische Darstellung durch 200 Statisten

Um das Szenario möglichst realistisch zu gestalten, wurden 200 Statisten eingesetzt, die verletzte Personen darstellten. Diese Darstellungen beinhalteten klaffende Wunden und Verätzungen, die mithilfe von Schminkfarbe, Zuckerrübensirup, Blatt-Gelatine, Asche und Hautkleber präpariert wurden. Dieser Aufwand trug maßgeblich zur Glaubwürdigkeit und Intensität der Übung bei. Die Katastrophenschutzübung „Magnitude“ endet am Samstag in Bruchsal mit der Simulation eines Chemieunfalls. Begonnen hatte die mehrtägige Übung bereits am Donnerstag in Mosbach, wo auf einem ehemaligen Kasernengelände die Bergung von Toten und Verletzten nach einem fiktiven Erdbeben geprobt wurde.

Diese groß angelegte Übung unterstrich die Bedeutung und Herausforderung, die mit der Koordination und Zusammenarbeit bei Katastrophenbewältigungen verbunden sind. Sie zeigte die Bedeutung von Trainings, die Einsatzkräfte aus verschiedenen Ländern zusammenführen, um im Ernstfall rasch und effektiv handeln zu können.

Magnitude ist eine internationale Großübung, die die Folgen eines Erdbebens der Stärke 6,9 im Oberrhein-Gebiet simuliert. Ziel der Übung ist es, die Zusammenarbeit nationaler und internationaler Rettungskräfte zu verbessern und sie auf derartige Krisensituationen vorzubereiten. Die Teilnehmenden üben Rettungseinsätze, einschließlich der Evakuierung und Versorgung von Verletzten und Toten, sowie den Umgang mit zerstörter Infrastruktur, verseuchtem Trinkwasser und chemischen sowie nuklearen Gefahren, die durch das Katastrophenszenario entstehen könnten.

Die Katastrophenübung wurde vom Innenministerium Baden-Württembergs organisiert und findet in mehreren Städten statt, darunter Mosbach, Schwarzach, Mannheim und Bruchsal. Rund 1.000 Menschen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, der Schweiz und Griechenland nehmen daran teil. Die Übung dauert 36 Stunden und kostet etwa 1,36 Millionen Euro.

Quelle: www.fox360.net/de, swr.de