Für die Betroffenen steht die Welt still. Dennoch müssen sie wichtige Entscheidungen treffen: Wo übernachten? Was ist noch zu retten? Und wie geht es jetzt weiter?
Brände als unterschätztes Risiko − die Zahlen
Laut Statistischem Bundesamt kam es allein 2022 in Deutschland zu rund 180.000 Bränden, viele davon in Wohngebäuden. Die Ursachen reichen von technischen Defekten bis hin zu menschlichem Versagen.
Besonders betroffen sind häufig ältere Menschen oder Alleinlebende. Sie verlieren mit dem Feuer nicht nur zahlreiche Gegenstände, sondern auch das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Hinzu kommt die große psychische Belastung: Angstzustände, Schlafstörungen und depressive Reaktionen stellen häufige Begleiterscheinungen dar.
Gesundheit schützen, Gefahren beseitigen
Noch bevor die Versicherungsfragen geklärt sind, muss das Ausmaß der Schäden festgestellt und das betroffene Objekt wieder begehbar gemacht werden. In dieser Phase ist eine strukturierte, sachgemäße Entrümpelung unerlässlich.
Verrußte Materialien und kontaminierte Gegenstände stellen ein großes Gesundheitsrisiko dar – insbesondere, wenn polyzyklisch-aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, freigesetzt wurden. Das Umweltbundesamt rät, solche Räume nur mit Atemschutz zu betreten und kontaminierte Flächen professionell reinigen zu lassen. Brandschutt gilt außerdem rechtlich als Sondermüll und darf nicht über den normalen Hausmüll entsorgt werden.
Zwischen Gutachter und Versicherer
Parallel zur Sicherung des Objekts beginnt die Schadensbewertung. Abhängig von dem vorhandenen Vertrag prüfen Hausrat- oder Wohngebäudeversicherungen, welche Ansprüche geltend gemacht werden können.
Eine lückenlose Dokumentation ist in diesem Kontext entscheidend – mit Fotos, Listen und Zeugenaussagen. Besonders bei älteren Policen lohnt sich ein genauer Blick in die Bedingungen, da nicht jeder Schaden automatisch abgedeckt ist. Rauchschäden ohne offenes Feuer etwa sind zum Beispiel teils ausgeschlossen.
Psychosoziale Hilfe - Mehr als nur ein Dach über dem Kopf
Neben der materiellen Sicherung spielt auch die psychosoziale Nachsorge eine essentielle Rolle. Die Betroffenen benötigen mehr als nur Ersatz für Kleidung und Möbel.
Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder die Malteser bieten sowohl kurzfristige Unterkünfte als auch eine psychologische Betreuung an. Besonders für Kinder, ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen ist diese Begleitung entscheidend, um spätere Traumafolgestörungen zu vermeiden.
Auch die Kommunen bieten Unterstützung. Dokumente, Medikamente, Kleidung – vieles muss unmittelbar ersetzt werden. Einige Gemeinden unterhalten beispielsweise Härtefallfonds, über die Notfallhilfen gewährt werden. Auch soziale Träger, Nachbarschaftshilfen oder Ehrenamtliche springen ein, falls offizielle Stellen noch nicht greifen können. Abhängig von der individuellen Lage kann auch die Sozialhilfe in Anspruch genommen werden, um eine Grundversorgung sicherzustellen.
Prävention darf nicht vergessen werden
Laut dem Deutschen Feuerwehrverband sind in vielen Altbauten noch immer zu wenige oder defekte Rauchmelder installiert – trotz gesetzlicher Pflicht in allen Bundesländern.
Dabei zeigen Erhebungen, dass Rauchmelder in rund 60 Prozent aller Fälle Leben retten, weil sie frühzeitig vor giftigen Rauchgasen warnen. Besonders nachts ist das entscheidend, da im Schlaf der Geruchssinn ausgeschaltet ist.
Der Weg zurück beginnt mit Struktur
Ein Brand reißt ein großes Loch − nicht nur in Wände, sondern auch in Lebensläufe. Der Wiederaufbau beginnt lange, bevor das erste Brett neu verschraubt wird. Es geht um Gespräche, Entscheidungen unter großem Druck und die positive Erfahrung, dass Hilfe möglich ist. Menschen, die in dieser Situation Struktur, Mitgefühl und Verlässlichkeit erfahren, finden wesentlich schneller zurück in den normalen Alltag.
Ein Zuhause besteht nicht nur aus Möbeln und Mauern. Es besteht vor allem aus Sicherheit, Vertrauen und Zugehörigkeit − und genau das gilt es nach einem Brand wiederherzustellen, Schritt für Schritt.