Donnerstag, 08 Mai 2025 09:56

Vom Ehrenamt zur Führungskraft - So gelingt der Sprung in die Verantwortung

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Verkaufstrainer Verkaufstrainer pixabay

Rund 443.000 Menschen engagieren sich laut Daten des Deutschen Roten Kreuz aktuell ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen – von der Wasserwacht bis zum Katastrophenschutz. Dieses Engagement ist unverzichtbar für das Funktionieren vieler gesellschaftlicher Strukturen.

 

Was viele jedoch nicht wissen: Das Ehrenamt stellt nicht nur einen Dienst an der Gemeinschaft dar, sondern bietet auch reale Entwicklungsmöglichkeiten – bis hin zu verantwortungsvollen Führungspositionen. Wie der Sprung von der ehrenamtlichen Tätigkeit zu einer Führungsposition gelingt, erklärt der folgende Beitrag.

Führung ist kein Zufall, sondern gezielte Förderung

Die Qualifizierung zur Führungskraft im Ehrenamt folgt beim DRK zum Beispiel einem systematisch aufgebauten Fortbildungskonzept.

Menschen, die beispielsweise in der Bereitschaft tätig sind und sich engagieren, können durch gezielte Schulungen schrittweise mehr Verantwortung übernehmen – zunächst als Gruppenführer:in, später als Zugführer:in oder Kreisbereitschaftsleiter:in.

Die notwendigen Schulungen werden über die jeweiligen Landesverbände angeboten und folgen bundesweit einheitlichen Standards, etwa dem „Curriculum Führen im Einsatz“ nach den Vorgaben der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung.

Bei den Weiterbildungen geht es allerdings nicht nur um fachliche Aspekte wie Einsatzführung oder Rechtsgrundlagen. Auch die sogenannten Soft Skills werden immer wichtiger. In diesem Kontext greifen einige Verbände bereits auf externe Fachkräfte wie Kommunikationsexperten oder erfahrene Verkaufstrainer zurück, die Kompetenzen in Gesprächsführung, Motivation und Auftreten professionell vermitteln. Bedeutend ist dies insbesondere bei angehenden Leitungskräften in komplexen Einsatzlagen oder organisatorischen Rollen.

Zwischen Haupt- und Ehrenamt - Neue Schnittstellen entstehen

Die Übergänge zwischen Ehrenamt und Hauptamt sind in den letzten Jahren fließender geworden. Viele der im Ehrenamt erworbenen Kompetenzen, wie zum Beispiel Entscheidungsfähigkeit, Koordination, Teamführung oder Konfliktlösung, werden auch im hauptamtlichen Kontext gebraucht.

Das DRK erkennt diesen Erfahrungsschatz an und öffnet Führungsebenen zunehmend für langjährig engagierte Ehrenamtliche. So können sich qualifizierte Freiwillige zum Beispiel auf Stellen in der Einsatzleitung, Koordination von Hilfsprojekten oder Bildungsarbeit bewerben – und das mit einer realistischen Chance auf Übernahme.

Der Landesverband Hessen ermöglicht es engagierten Ehrenamtlichen beispielsweise, sich gezielt auf eine hauptamtliche Laufbahn vorzubereiten, unter anderem durch projektbezogene Mitarbeit, Mentoring-Programme oder durch die Begleitung von Einsätzen auf Leitungsebene.

Herausforderungen - Zeit, Belastung und Verantwortung

Allerdings ist der Weg in die Verantwortung auch mit gewissen Hürden verbunden. Die Balance zwischen Ehrenamt, Beruf und Privatleben kann schnell zur Belastung werden.

Laut einer Befragung der Friedrich-Ebert-Stiftung gaben 41 Prozent der befragten Ehrenamtlichen an, dass sie ihre zeitlichen Ressourcen als begrenzt empfinden, besonders, wenn sie in verantwortungsvollen Rollen tätig sind. Gleichzeitig sehen viele in der Aufgabe jedoch eine wertvolle persönliche Bereicherung: 76 Prozent betonen, dass das Ehrenamt ihnen hilft, sich persönlich weiterzuentwickeln.

Wichtig ist also, dass ehrenamtliche Führungskräfte nicht allein gelassen werden. Neben der formalen Ausbildung sind Angebote zur Supervision, kollegiale Beratungen und Unterstützung bei der Weiterentwicklung der individuellen Kompetenzen zu finden.

Engagement mit Wirkung − und mit Perspektive

Der Sprung vom Ehrenamt in eine Führungsrolle ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis eines gezielt geförderten Prozesses.

Diejenigen, die bereit sind, Zeit, Verantwortung und Lernbereitschaft einzubringen, können sich sowohl persönlich weiterentwickeln als auch aktiv Strukturen gestalten – lokal, regional oder bundesweit. Das Ehrenamt eröffnet damit nicht nur Chancen für andere, sondern auch für die Engagierten selbst.