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Samstag, 11 März 2023 14:10

Toxische Arbeitskultur: Ihre wahren Folgen und Kosten

geschrieben von
Burnout Burnout unplash

Unternehmen auf der ganzen Welt haben damit zu kämpfen, dass immer mehr Mitarbeitende kündigen. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Ein wichtiger Auslöser für die Suche nach einem neuen Job wird dabei häufig übersehen: Eine toxische Arbeitskultur. Eine kürzliche Analyse des Sloan Management Reviews hat ergeben, dass ein negatives Arbeitsumfeld einer der bedeutendsten Treiber der Kündigungswellen ist, die gerade auf der ganzen Welt zu spüren sind.

Fehlende Anerkennung, permanenter Druck aus der Führungsetage und Mobbing innerhalb der Belegschaft bewegen immer mehr Arbeitnehmende dazu, sich nach einem neuen Job umzusehen.

Studien wie diese zeigen, wie umfassend und weitreichend die Auswirkungen einer negativen Arbeitskultur sind. Denn nicht nur die Mitarbeitenden sind betroffen, auch die Unternehmen selbst. Geringere Arbeitsleistung, höherer Krankenstand und eine gesteigerte Kündigungsbereitschaft sind nur einige mögliche Folgen toxischer Arbeitsatmosphäre. Deshalb ist es dringend notwendig, dass sich Unternehmen über ihre wahren Kosten bewusst werden und alles dafür tun, sie in eine positive Kultur umzuwandeln.

Was bedeutet es, wenn eine Arbeitskultur toxisch ist?

Wie vieles im Leben beruht auch der Arbeitsalltag zum Großteil auf der Interaktion mit anderen Personen, wie z. B. Kolleg:innen, Teammitgliedern oder dem Management. Und genau diese Interaktionen sind häufig der Auslöser für Negativität am Arbeitsplatz. Wenn die Kommunikation zwischen den einzelnen Parteien nicht stimmt, es an Empathie und Unterstützung fehlt oder wenn der Zusammenhalt fehlt, dann kann das auf Dauer für die betroffenen Mitarbeitenden belastend sein. Sie nehmen die Arbeitsatmosphäre dann als toxisch wahr und leiden unter dem Arbeitsalltag.

Auch andere Faktoren wie ein schlechter Führungsstil oder mangelnde Organisation innerhalb des Unternehmens können die Arbeitskultur negativ beeinflussen. Sobald diese Negativität zum Dauerzustand wird und der mentalen Gesundheit der Belegschaft schadet, spricht man von einer toxischen Arbeitskultur.

Mögliche Ursachen einer toxischen Arbeitskultur

Die Ursachen für ein schlechtes Arbeitsumfeld sind vielfältig. In manchen Unternehmen entsteht die Negativität durch einen unausgereiften Führungsstil, in anderen sorgen fehlende Kommunikation und ein schlechtes Verhältnis zwischen den Angestellten für eine toxische Arbeitsatmosphäre. Die Zusammensetzung der Faktoren, und damit auch die Gegenmaßnahmen, lassen sich deshalb nicht universell festhalten. Fest steht allerdings, dass sich die Auslöser für eine toxische Arbeitskultur in sechs verschiedene Bereiche einteilen lassen können.

Ein schlechter Führungsstil. Mangelndes Vertrauen in die Mitarbeitenden, fehlende Wertschätzung und Ungleichbehandlung der einzelnen Angestellten sind nur einige Merkmale eines toxischen Führungsstils. Statt Mitarbeiterförderung steht hier eher Mitarbeiterüberlastung im Zentrum.

Mangelhafte Kommunikation. In jedem Unternehmen ist es wichtig, dass innerhalb und zwischen den einzelnen Teams klar kommuniziert wird. Das gilt auch für die Führungsetage. Wenn Mitarbeitende sich ausgeschlossen und ignoriert fühlen, dann wirkt sich das negativ aus. Es ist daher wichtig, ihnen sowohl Gehör zu schenken als auch Informationen zukommen zu lassen.

Triste Unternehmenskultur. Natürlich geht es beim Arbeiten nicht primär darum, gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen. Trotzdem ist es wichtig, dass Unternehmen sich bemühen, eine positive Atmosphäre zu schaffen. Gemütliche Gemeinschaftsbereiche, Teamlunches und Betriebsausflüge helfen dabei, den Zusammenhalt im Unternehmen zu stärken. Fehlen solche Angebote, fühlen sich Mitarbeitende schnell alleingelassen.

Schlechte Stimmung im Team. Nicht nur das Verhalten der Vorgesetzten, auch das der Kollegen und Kolleginnen kann sich schnell negativ auf das Wohlbefinden der Belegschaft auswirken. Fehlende Kooperation zwischen den Mitarbeitenden, Neid und Missgunst sowie Mobbing sind im großen Maße für eine toxische Arbeitskultur verantwortlich. Wer sich in seinem Team unwohl fühlt, der wechselt eher den Job. 

Fehlende Vielfalt, Gerechtigkeit und Integration. Heutzutage wollen Mitarbeitende nicht mehr einfach für jedes Unternehmen arbeiten. Sie erwarten, dass ihr Arbeitgeber ihre eigenen Werte vertritt, Gleichberechtigung lebt und Mitarbeitende respektvoll behandelt. Wenn das nicht der Fall ist, dann entsteht schnell eine emotionale Kluft zwischen Unternehmen und Belegschaft.

Strukturelle Probleme. Nicht nur zwischenmenschliche Probleme und ein schlechter Führungsstil sind Auslöser einer toxischen Arbeitskultur. Auch strukturelle Probleme wie unregulierte Überstunden und fehlende Flexibilität wirken sich negativ auf die Psyche der Mitarbeitenden aus. Im schlimmsten Fall können sie sogar zu Burnout führen und der Gesundheit der Angestellten ernsthaft schaden.

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Die Kosten und Folgen toxischer Arbeitskultur

Bis vor wenigen Jahren haben nur wenige Unternehmen der mentalen Gesundheit ihrer Belegschaft viel Beachtung geschenkt. Zwar waren Phänomene wie Burnout bereits bekannt, doch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden stand nur selten im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dies hat sich zum Glück mittlerweile geändert. Immer mehr Betriebe bieten heutzutage Maßnahmen für die Stärkung der psychischen und physischen Gesundheit ihrer Belegschaft an.

Zusätzlich zu solchen Angeboten sollten Unternehmen allerdings nicht vergessen, ihre Arbeitskultur auf Negativität zu überprüfen. Denn die Auswirkungen einer toxischen Arbeitsatmosphäre sind enorm - sowohl für die betroffenen Mitarbeitenden als auch die Unternehmen selbst. Und auch zusätzliche Kosten für die Betriebe sind langfristig keine Seltenheit.

Folgen für die betroffenen Mitarbeitenden

Für Mitarbeitende, die in einem toxischen Arbeitsumfeld gefangen sind, wird die tägliche Arbeit zu Qual. Das liegt weniger an arbeitsintensiven Projekten oder knappen Deadlines, sondern viel mehr an der Stimmung im Team. Wenn sich niemand traut, gegenüber den Vorgesetzten seine Meinung zu sagen, wenn es unfaire Behandlung einzelner Teammitglieder gibt und wenn Klatsch und Tratsch die Kommunikation im Team bestimmen, dann ist das eine große mentale Belastung. Mitarbeitende in solch toxischen Arbeitskulturen können dann nicht mehr ihre Persönlichkeit ausleben und verknüpfen vor allem negative Emotionen mit ihrer Arbeit.

Auf Dauer führt so eine toxische Atmosphäre dazu, dass der psychische Stress für die Betroffenen immer weiter steigt, bis sie im schlimmsten Fall in einem Burnout endet. Andere entscheiden sich frühzeitig, das negative Arbeitsumfeld zu verlassen und kündigen ihren Job. In beiden Fällen ist die emotionale Belastung so groß, dass die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden stark leidet und sie nicht länger im toxischen Betrieb arbeiten können.

Folgen für die betroffenen Unternehmen

Nicht nur die Mitarbeitenden selbst, auch Unternehmen spüren die Folgen einer toxischen Arbeitsatmosphäre. Ein Arbeitsumfeld, das von fehlendem Vertrauen und Ungleichbehandlung gekennzeichnet ist, ermutigt Mitarbeitende weniger zu kreativem, eigenständigen Denken und dem Anstoßen neuer Ideen. Das kann für ein Unternehmen langfristig sehr schädlich sein, da gerade das Wissen und die Kreativität ihrer Belegschaft eine ihrer wichtigsten Ressourcen sind.

Darüber hinaus sind emotional gestresste Mitarbeitende, die unter der toxischen Arbeitskultur leiden, weniger leistungsfähig und belastbar. Auch das macht sich in Bezug auf die Produktivität im Unternehmen bemerkbar. Schließlich können auch ein höherer Krankenstand und Arbeitsausfälle durch die emotionale Belastung hinzukommen.

Am deutlichsten aber zeigen sich die Folgen der toxischen Arbeitsatmosphäre in Bezug auf das Kündigungsverhalten der Mitarbeitenden. Ein toxischer Arbeitsplatz ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Kündigungsentscheidung von Angestellten. Wer über einen längeren Zeitraum einer negativen Arbeitskultur ausgesetzt ist, entscheidet sich häufig lieber für die psychische Gesundheit als für das Unternehmen und wechselt den Job. Und genau diese Abwanderung von qualifiziertem Personal ist für Unternehmen besonders schädlich.

Kosten durch toxische Arbeitskultur

Wenn die Arbeitsleistung im Team durch eine negative Atmosphäre sinkt, dann wirkt sich das auch negativ auf den Erfolg des Unternehmens aus. Auch durch den Arbeitsausfall psychisch belasteter Mitarbeitender können für Unternehmen zusätzliche Kosten anfallen.

Doch noch viel gravierender ist die Anzahl an Kündigungen, die durch einen toxischen Arbeitsplatz hervorgerufen werden. Laut einem Report von SHRM aus dem Jahr 2019 hat jeder fünfte Studienteilnehmer bereits einmal seinen Job aufgrund einer toxischen Atmosphäre gekündigt. Die damit verbundenen Kosten wurden auf 223 Milliarden Dollar geschätzt. Eine enorme Summe, die die betroffenen Unternehmen zu tragen haben. Und die Situation hat sich in den folgenden Jahren nicht verbessert. Ganz im Gegenteil: Durch die zusätzliche Belastung der Pandemiefolgen berichten noch mehr Angestellte von mentalem Stress durch die Arbeit. Eine Situation, die mit vielen weiteren Kosten für Unternehmen auf der ganzen Welt verbunden ist.

Gebt toxischer Arbeitskultur keine Chance

Die Folgen einer toxischen Arbeitsatmosphäre und die Kosten, die mit ihr verbunden sind, sind gravierend. Nicht nur die betroffenen Teammitglieder, auch die Unternehmen selbst leiden unter einem negativen Arbeitsumfeld. Daher ist es wichtig, dass ihr immer ein Auge auf die Atmosphäre habt und früh eingreift, wenn ihr toxische Züge erkennt. Denn die mentale Gesundheit eurer Mitarbeitenden ist euer höchstes Gut und bewahrt euch und euer Unternehmen vor großen, vermeidbaren Kosten.

Katrin Rulle - deskbird