Inhaltsverzeichnis:
- Jahrzehntelange Beratung in Crivitz und Sternberg endet
- Das Angebot umfasste:
- Finanzielles Defizit zwingt zur Schließung
- Sexualpädagogik und Aufklärung fallen weg
- Längere Wege und fehlende Nähe zur Beratung
Jahrzehntelange Beratung in Crivitz und Sternberg endet
Dieser Schritt betrifft vor allem Schwangere und Familien, die auf wohnortnahe Hilfe angewiesen sind. Bereits jetzt zeichnet sich ab: Ein Ersatz durch andere Träger ist unsicher.
Seit über 30 Jahren unterstützte das Deutsche Rote Kreuz in Parchim Frauen und Familien bei Schwangerschaft, Konflikten und Familienplanung. Die Leistungen reichten von gesetzlich vorgeschriebenen Schwangerschaftskonfliktberatungen bis hin zu Hilfe bei finanziellen Engpässen. Auch nach der Geburt waren die Beratungsstellen Ansprechpartner.
Das Angebot umfasste:
- Begleitung bei Schwangerschaftsabbrüchen
- Unterstützung bei Anträgen auf finanzielle Hilfen
- Beratung zu Partnerschaft und Sexualität
- Hilfe bei Fragen rund um Erziehung und Familie
Im Jahr 2024 wurden 204 Einzelberatungen durchgeführt, darunter 105 zur Schwangerschaft und 51 im Rahmen gesetzlicher Konfliktberatungen. Seit der Corona-Pandemie steigt der Beratungsbedarf wieder deutlich.
Finanzielles Defizit zwingt zur Schließung
Die Beratungsstellen erzielten jährlich ein Defizit von rund 30.000 Euro. Die Einrichtungen waren auf öffentliche Fördermittel angewiesen, die jedoch nicht ausreichten. Anders als in mehreren anderen Bundesländern, finanziert Mecklenburg-Vorpommern diese Pflichtleistungen nicht vollständig.
Seit Jahren stemmte der Träger die fehlenden Mittel aus Eigenressourcen. Nun ist die Belastung zu hoch. Fachbereiche des Jugendhilfeverbundes mussten priorisieren – Schwangerschaftsberatung fiel der Entscheidung zum Opfer. Der Weg wird damit für neue Träger freigemacht, deren Engagement jedoch offen bleibt.
Sexualpädagogik und Aufklärung fallen weg
Ein fester Bestandteil der DRK-Arbeit war auch die Aufklärung an Schulen. Mit Programmen wie „Babybedenkzeit“ erhielten Jugendliche praktische Einblicke in Elternverantwortung. Auch Eltern und Lehrkräfte profitierten von regelmäßigen Gruppenveranstaltungen zur Sexualerziehung.
Die Schließung bedeutet:
- Wegfall sexualpädagogischer Angebote an Schulen
- Keine Elterntrainings mit Babysimulatoren
- Verlust eines lokalen Bildungspartners
Insgesamt entfällt eine umfassende Präventionsarbeit, die junge Menschen auf Verantwortung vorbereitet hat.
Längere Wege und fehlende Nähe zur Beratung
Ohne Ersatz fällt eine wohnortnahe Anlaufstelle für viele Schwangere und Familien weg. Ratsuchende müssen künftig auf Einrichtungen in Schwerin, Güstrow oder Parchim ausweichen. Die Entfernungen betragen teilweise über 35 Kilometer – ein Problem für viele in ländlichen Regionen.
Zwar bietet das Bundesministerium ein anonymes Hilfetelefon für Schwangere in Not unter 0800/40 40 020 an. Doch digitale Beratung ersetzt keine persönliche Betreuung vor Ort. Besonders in Krisensituationen zählt der direkte Kontakt zu erfahrenen Fachkräften.
Die Schließung in Crivitz und Sternberg ist ein Rückschritt für die Versorgung Schwangerer im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns. Bis ein neuer Träger gefunden ist, bleibt eine Versorgungslücke bestehen, die viele Familien spüren werden.
Quelle: Nordkurier