Inhaltsverzeichnis:
- Notruf in Dreieichenhain - Einsatz beginnt mit Missverständnissen
- Komplikationen im Krankenhaus führen zum Tod
- Reaktion des DRK Offenbach - Konsequenzen für das Personal
- Persönliches Gespräch bringt späte Entschuldigung
Notruf in Dreieichenhain - Einsatz beginnt mit Missverständnissen
Am frühen Morgen des 21. Januar ruft Ingrid Becker den Rettungsdienst. Ihr 80-jähriger Ehemann klagt über extreme Bauchschmerzen, die später als Darmverschluss mit Komplikationen diagnostiziert werden. Bereits beim Eintreffen der Notfallsanitäter fühlt sich Becker jedoch nicht ernst genommen. Einer der Rettungskräfte stellt infrage, warum ein Rettungswagen gerufen wurde und verweist auf den Hausarzt.
Der Umgangston irritiert die Seniorin. Noch bevor die Fahrt ins Krankenhaus beginnt, empfiehlt einer der Sanitäter ihr sogar, künftig ein Taxi zu nehmen. Die Fahrt nach Langen verläuft ohne Notarztbegleitung. Im Krankenhaus wird der Patient sofort für eine Notoperation vorbereitet.
Komplikationen im Krankenhaus führen zum Tod
Der Zustand des Patienten verschlechtert sich nach der Operation drastisch. Es treten eine Lungenentzündung und eine Pilzinfektion auf. Wochenlang kämpft der frühere Zahnarzt ums Überleben. Ende Februar stirbt er in der Asklepios Klinik in Langen. Für Ingrid Becker ist klar: Die medizinische Entwicklung kann dem Rettungsdienst nicht angelastet werden.
Was sie jedoch nicht loslässt, ist der respektlose Umgang. Sie fühlt sich alleingelassen, nicht gehört, und erhält wochenlang keine Rückmeldung auf ihre Beschwerde. Auch die Tatsache, dass kein Notarzt anwesend war, gibt ihr zu denken. Zudem erhält sie eine Rechnung in Höhe von 940 Euro für den Transport – eine gesetzlich vorgesehene Pauschale, die von ihrer privaten Versicherung übernommen wird.
Reaktion des DRK Offenbach - Konsequenzen für das Personal
Julian Knospe, Betriebsleiter des DRK-Rettungsdienstes Offenbach, hat den Vorfall intern geprüft. Laut seiner Stellungnahme wurde der hohe Qualitätsstandard nicht eingehalten. Beide beteiligten Mitarbeiter wurden zu Nachschulungen verpflichtet. Der Einsatz diente nun als Beispiel in Schulungen, um zukünftiges Fehlverhalten zu vermeiden.
Die Entscheidung, ob ein Notarzt mitfährt, liegt bei der Rettungsleitstelle in Dietzenbach. Dort wird auf Basis der geschilderten Symptome und Priorität entschieden. In diesem Fall wurde der Transport als nicht notärztlich eingestuft.
Persönliches Gespräch bringt späte Entschuldigung
Am 7. April erhält Ingrid Becker einen Anruf, auf den sie lange gewartet hatte. Julian Knospe spricht mit ihr persönlich und entschuldigt sich im Namen des DRK für das Verhalten der Mitarbeiter. Die Rückmeldung sei wichtig gewesen, um Schwachstellen im System zu erkennen.
Laut Knospe sind Beschwerden wie diese selten. Bei rund 350 Mitarbeitenden, die täglich im Einsatz sind, kämen Vorkommnisse wie in Dreieichenhain nur vereinzelt vor. Dennoch betont er, dass jeder Fall ernst genommen wird. Das Verhalten im Einsatz müsse sowohl fachlich als auch menschlich den hohen Standards entsprechen.
Die Erlebnisse von Ingrid Becker haben nun zur Reflexion geführt – sowohl innerhalb der Organisation als auch in der Öffentlichkeit. Empathie bleibt auch im stressigen Alltag der Notfallhilfe ein zentrales Element.
Quelle: MERKUR