Werden Karpfen dagegen gezüchtet, sieht die Sache ganz anders aus. Die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ist übrigens das größte Teichgebiet Europas, in dem die Karpfenzucht betrieben wird.
Hanf seilt sich nicht nur ab
Werden Karpfen gezüchtet? Natürlich! Privatleute, die Gastronomie, Besitzer kleinerer Teiche oder Anglervereine ... Interessenten tummeln sich viele um den Karpfenteich. Boilies dagegen tummeln sich IM Karpfenteich. Werden Karpfen zu kommerziellen Zwecken gehalten, gilt es natürlich, so zu füttern, daß die lieben Bewohner möglichst schnell zunehmen und zu guten Partien werden. Übrigens wird auch in Flüssen auf Karpfen geangelt. Und zwar am erfolgreichsten wohl an Schleusen, an Wehren, in Altarmen, an Buhnen und in Kurven. Eine ganz besondere Kategorie sind die sogenannten "Paylakes". Dabei handelt es sich um Gewässer, die extra (bewußt) mit Karpfen bestückt werden, die dann natürlich auch intensiv gefüttert werden, um von Hobbyanglern besucht zu werden. Es gibt sinkendes und schwimmendes Futter für Karpfen. Typische Bestandteile von Karpfenfutter sind Weizen, Mais (gelb oder rot), Gerste, Geflügelmehl, Getreideschlempe, Erbsen, Sonnenblumenkerne, Milchpulver, Sojamehl, Rapskuchen und -öl, Fischöl, Hanfmehl oder geschrotener Hanf, Erdnuß- oder Tigernußmehl und Fischmehl. Sowohl langfristiges als auch kurzfristiges Füttern wird praktiziert. Angler verwenden zum Anfüttern Boote (soweit im jeweiligen Terrain zugelassen), Futterraketen, Wurfrohre und Zwillen.
Buchweizen liest sich nicht nur gut
Seile, Segeltuch, Kleidungsstücke, Papier, Verbandstoffe, Arznei- und Rauschmittel – Hanf ist eine vielseitig verwendbare Pflanze. Nicht zuletzt ist sie auch Ausgangsstoff für verschiedene Lebensmittel. Was hinwiederum den Kreis zu unserem Thema "Karpfenfutter" schließt. Ebenso wird das Pseudogetreide Buchweizen gerne an Karpfen verfüttert. Boilies, Partikel, Pellets, Pop-ups können ganz unterschiedliche Zusammensetzungen, aber auch Verkaufspreise aufweisen, je nach Qualität, aber auch Bekanntheitsgrad der jeweiligen Marke. Mischungen aus Brotmehl, Keksmehl, Mais, Krillmehl und Salz oder aus Brotmehl, Keksmehl und Tigernussmehl oder aus Brotmehl, Keksmehl, Mais, Hanf und Buchweizen oder aus Brotmehl, Keksmehl, Mais, Thunfischmehl und Salz werden auch eifrig angewendet. Gemahlener Hanf eignet sich im Übrigen sehr gut, um zusammen mit Pellets, Boilies und Partikeln eingesetzt zu werden. Mehl der Erdmandel (Cyperus esculentus), auch Tigernuß genannt, lockt Karpfen sehr aktiv an. Rote Mückenlarven, Wasserflöhe, Flohkrebse, Miesmuscheln und Krill (rosafarbene Garnelen aus dem Pazifik) werden von Karpfen gerne angenommen.
Vanille wächst nicht nur auf Madagaskar
Sollen die Karpfen an der vorbereiteten Futterstelle horizontal oder vertikal angelockt werden? Je nach Strategie und Erfahrung wurden dazu verschiedene Futtermittel entwickelt. Ursprünglich stammt die Vanille aus Mittelamerika, durch verschiedene Kolonialherren und Kapitalisten wurde die Pflanze in diversen tropischen Gegenden angebaut, momentan kommen etwa vier Fünftel der Ernte aus Madagaskar. Partikel werden eigentlich vor dem Einsatz eingeweicht und gekocht, es gibt sie aber beim Spezialisten auch schon einsatzfertig zu kaufen.
Mit einem Wort: Boilies!
Boilies sind Teigkugeln, die nach mehr oder weniger geheimen Rezepten und Technologien produziert werden und Karpfen anlocken sollen. Die Idee als solche ist bereits einige hundert Jahre alt – Angler haben sich schon die längste Zeit über Gedanken zu diesem Thema gemacht. "Boil" ist nämlich das englische Wort für "kochen".